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Die Prüfung naht!



Die nächsten zwei Wochen sind für die Ätschkinder etwas Besonderes. Es ist die nämlich die einzige Zeit im Schuljahr, in der die Kinder für eine Prüfung lernen. Und zwar für die sogenannte "Externistenprüfung". Und langsam macht sich Nervosität breit. Allerdings nicht bei den Kindern, sondern vornehmlich bei den Erwachsenen.

Die meisten von uns sind nämlich in einem Schulsystem aufgewachsen, bei dem "Prüfung" ein Schreckenswort war. Prüfungen entschieden darüber, wie die Erwachsenen uns Kinder beurteilten. Sie gaben uns einen Wert. Oder sie nahmen ihn uns. Und sie schlugen sich so auch auf unseren Selbst-Wert. Noten unterteilten uns Kinder in die "Guten", die "Mittelmäßigen" und die "Schlechten". Und weil es für die meisten von uns, zumindest in der Volksschulzeit, wichtig war, gut beurteilt zu werden, kreiste vieles in unserem Kinderleben um Prüfungen, Noten und Zeugnisse. Eine schlechte Note machte überdies Stress. Enttäuschte oder schimpfende Eltern, Lehrerinnen, die uns bedeuteten, dass sie von uns Besseres erwartet hätten. Noten entschieden über unsere Freiheit: "Nein, heute kannst du nicht in den Hof spielen gehen, du musst noch für die Prüfung lernen!"Aber auch gute Noten konnten Druck machen. Die Einser-Schülerin, die von den anderen Kindern als "Streberin" abgestempelt und geschnitten wurde. Der Klassenbeste, der schon in der Volksschule sein späteres Burnout-Muster erlernte, weil er die Anerkennung seiner Eltern nur durch gute Noten bekam. Alle diese Erfahrungen wirken bis heute in uns nach.

Wie versöhnlich ist es da, zu sehen, wie unsere Kinder mit der Prüfungssituation umgehen. Ja, bei manchen sitzt die Siebener-Reihe noch nicht perfekt. Aber es sind ja noch ein paar Tage Zeit. Und wer bei der Prüfung nicht nervös ist, hat auch keinen Aussetzer bei "Acht mal Sieben". Außerdem finden die Kinder es viel wichtiger, den Prüferinnen die tollen Plakate und interessanten Lapbooks zu zeigen. "Darf ich bei der Prüfung dann mein Referat nochmal halten? Das war so spannend!", "Kann ich noch ein bisschen aufbleiben? Ich möchte noch im Buch lesen, aus dem ich bei der Prüfung vorlesen werde." "Werden wir auch wieder ein Lied singen? Und gehen wir nach der Prüfung wieder auf ein Eis?" Das sind die Fragen, die unsere Kinder derzeit beschäftigen.

Wie schön ist es zu sehen, dass Prüfung auch anders erlebt werden kann - als eine Möglichkeit, stolz zu zeigen, was man sich als Kind erarbeitet hat. So soll es sein. Das österreichische Schulsystem schreibt uns diese Prüfung vor. Wir sind aber nicht verpflichtet, uns davon verrückt machen zu lassen.


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