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Kinder, Klima, Angst und Hoffnung

Aktualisiert: 10. März 2020


Es ist ein wunderbar sonniger Tag, die Vögel zwitschern, die Tulpen treiben aus und die ersten Mandelbäume blühen schon. Das achtjährige Kind freut sich darüber, dass es ohne Jacke im Freien spielen darf. Das zehnjährige Kind schaut mich fragend an. "Es sollte jetzt nicht so warm sein, oder? Weißt du, manchmal habe ich Angst, weil es auf der Welt immer wärmer wird. Wie wird das werden, wenn ich groß bin Mama? Muss ich Angst haben?"


Das Kind hat recht, Mitte Februar sollte es keine 18 Grad haben. Ich habe auch Angst. Und ich habe einen Kloß im Hals, wenn das Kind mich so etwas fragt. Was soll ich antworten? Soll ich ihr von meiner Angst erzählen? Soll ich ablenken und abwiegeln? Auch ich kann nicht in die Zukunft schauen. Que será, será, whatever will be, will be...


Ich arbeite viel im Nachhaltigkeitssektor und ich kenne einige WissenschaftlerInnen, die verzweifeln, weil ihnen so lange niemand zugehört hat. "Wir haben noch zwanzig Jahre, um etwas zu ändern. Und damit meine ich, radikal etwas zu ändern. Danach können wir es dann ganz lassen. Dann sind die Kippeffekte zu hoch, um noch irgendwo Einfluss zu nehmen", das sagte mir letztens ein Klimaforscher so ganz nebenbei. Soll man da keine Angst kriegen? Kriegen wir das hin bis 2040?


Strategien mit der Angst umzugehen gibt es viele - die Klimakrise zu leugnen ist einer. Auch der Ausweg ins Neobiedermeier bietet sich an. Augen und Ohren zumachen und Schöner Leben auf Instagram inszenieren zum Beispiel. Wir können das Problem an andere delegieren und uns darin üben, den Augenblick zu genießen. Oder wir können uns informieren, Nachhaltigkeit in unserem Alltag umsetzen. Wir können auch auf die Straße gehen, uns sogar radikalisieren. Wege mit der Angst umzugehen gibt es viele.


Aber was sage ich jetzt zu meinem Kind, das Angst hat vor der Zukunft? Die Frage macht mich traurig, hilflos und wütend zugleich. Dann beschließe ich, meinem Kind gegenüber ehrlich zu sein. Und ihm gleichzeitig Hoffnung zu geben. Denn Kinder haben aus meiner Sicht ein Recht auf Hoffnung. "Ich habe auch manchmal Angst...", sage ich und dann erzähle ich darüber, dass ich deshalb in meinem Leben viele Dinge anders mache als früher. Ich erzähle darüber, warum ich oft mit dem Zug fahre, warum ich Äpfel aus der Steiermark kaufe, obwohl die Mango aus Südafrika vielleicht besser schmeckt.


Und ich erzähle über meine Arbeit, bei der ich anderen helfe, ihr Umweltverhalten zu ändern. Ich erzähle darüber, dass es PolitikerInnen und ManagerInnen gibt, die nichts von der Klimakrise hören wollen, weil sie auch Angst haben - Angst Wahlen zu verlieren oder nicht genug Geld zu verdienen. Aber dass es auch immer mehr Menschen gibt, denen es nicht egal ist, wie die Zukunft aussieht, auch in der Politik und in der Wirtschaft. Ich erzähle ihr von den vielen kleinen lokalen Initiativen und davon, dass große Veränderungen immer von vielen Menschen gemeinsam gemacht werden. Und ich erzähle ihr, dass schon jetzt viele junge Menschen auf dieser Welt leben, die für eine bessere Zukunft kämpfen.


Die Zehnjährige ist für dem Moment beruhigt. "Danke Mama, das hat mir geholfen", sagt sie. Und dann zieht sie die Jacke aus und geht spielen.


Übrigens gehört auch das Netzwerk der Wiener Alternativschulen zu den vielen kleinen Initiativen, die einen Beitrag für eine gute Zukunft leisten - mit den Nachhaltigkeitsinitiativen ihrer Mitglieder. Mehr erfahrt ihr hier: http://nachhaltigkeitsprojekt.wordpress.com




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